Klaus Stephan: Die Entwicklung der Umweltbewegung

1800

Der Historiker Joachim Radkau datiert den Beginn der Umweltbewegung im heutigen Sinne auf die damalige Debatte um die Holznot. In der Folge wurden damals der deutschsprachige Raum zu einem Vorreiter der Aufforstung und Japan zu einem Pionier der nachhaltigen Forstwirtschaft in Asien.

 

1962 Buch: Rachel Carson "Der stumme Frühling" Es wird häufig als Ausgangspunkt der weltweiten Umweltbewegung und als eines der einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts bezeichnet.

 

1970  Das Europäische Naturschutzjahr, die erste europaweite Umweltkampagne mit über 200.000 Aktionen, gilt als Geburtsjahr der modernen Umweltbewegung.

 

1970 Bayerischer Landtag beschließt die Gründung des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen . Es war das erste Umwelministerium in Europa und weltweit. Begründung:

"Die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch die zunehmende Technisierung der Welt und den unkontrollierten Egoismus der einzelnen lässt es nicht zu, den Umweltschutz heute noch von den Ministerien gesondert unter den verschiedensten Teilaspekten wahrzunehmen.“

 

1971  In Vancouver wird GREENPEACE von Friedensaktivisten gegründet. Die Nonprofit Organisation wird vor allem durch Kampagnen gegen Kernwaffentests und Aktionen gegen den Walfang bekannt. Später konzentriert sich die Organisation darüber hinaus auf weitere Themen wie Überfischung, die globale Erwärmung, die Zerstörung von Urwäldern, die Atomenergie und die Gentechnik.

 

1971 Gründung des Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) beim Bundesministerium des Innern zur Zeit der SPD-FDP Koalition unter W. Brandt

Erstes Bundes-Umweltprogramm

 

1972 Erste Weltumweltkonferenz der Vereinten Nationen mit 113 Staaten in Stockholm - die nächste folgt erst 1992

- Gründung des Umweltprogramms der UN. die dann weitere Konferenzen und Vereinbarungen organisiert

- Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umwelschutz (BBU) gründet sich

 

1973 Ölkrise 

Umweltschutz wird kritisch gesehen  "Jobkiller Umweltschutz"

Umweltprotestbewegung wächst

 

1973 Das Buch "Die Grenzen des Wachstums" von Dennis Meadows erscheint als Bericht an den Club of Rome. Es wird zum Gründungsdokument der Umweltbewegung. Es beinhaltet einen Paradigmenwechsel im Blick auf die Natur. Nicht die Natur bedroht den Menschen, sondern der Mensch die Natur, besonders die auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftsweise der Industriestaaten.

 „Unsere gegenwärtige Situation ist so verwickelt und so sehr Ergebnis vielfältiger menschlicher Bestrebungen, dass keine Kombination rein technischer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Maßnahmen eine wesentliche Besserung bewirken kann. Ganz neue Vorgehensweisen sind erforderlich, um die Menschheit auf Ziele auszurichten, die anstelle weiteren Wachstums auf Gleichgewichtszustände hin führen“.

 

1974 Das Bundesumweltamt wird gegründet

 

1975 Buch: Herbert Gruhl (CDU), Ein Planet wird geplündert - Die Schreckensbilanz unserer Politik

 

Es entstehen alternative Bewegungen und Parteien, die sich für Umweltschutz engagieren

 

1979 entsteht in einigen westlichen Staaten eine breite, länderübergreifende und auf Zustimmung großer Bevölkerungsteile gestützte Friedensbewegung, die als Nahziel die im NATO-Doppelbeschluss angekündigte Raketenstationierung verhindern, mittelfristig andere Sicherheitskonzepte und langfristig vollständige atomare Abrüstung durchsetzen will.

 

1979 Buch:  Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung, Insel Verlag

Darin entwickelt er eine Ethik für die technologische Zivilisation. "Diese besteht in der Vermeidung unabschätzbarer Risiken, um den Bestand der Menschheit als Ganzes nicht zu gefährden, sowie der Anerkennung der Eigenrechte der ganzen Natur, für die dem Menschen aufgrund seiner Handlungsmöglichkeiten die Verantwortung zukommt. Der Titel des Werks kann als Anspielung und Widerspruch zu Ernst Blochs "Das Prinzip Hoffnung" gelesen werden, mit dem sich Jonas kritisch auseinandersetzte." Wikipedia

 

1979 Erste UN Weltklimakonferenz in Genf

 

1980 Die Partei der GRÜNEN gründet sich

 

1981 In der bisher größten Anti-Atom-Kraft Aktion demonstrieren 100000 Menschen gegen den geplanten Bau des Kernkraftwerks Brokdorf

 

Am 10. Oktober 1981 demonstrieren im Bonner Hofgarten mehr als 300.000 Menschen friedlich gegen Atomwaffen und den Nato-Doppelbeschluss.

 

Das Thema Waldsterben nimmt besonders in Deutschland einen großen öffentlichen Raum ein.

 

1983 Einzug der Partei DIE GRÜNEN in den Bundestag

Umweltschutz und Ökologie werden jetzt dauerhaft präsent

Slogan: Global Denken - Lokal handeln

 

1986 Tschernobyl Atomkatastrophe 

Einrichtung des ersten Bundesumweltministeriums,  Umweltminister wird Walter Wallmann CDU  (1987-1994 Klaus Töpfer 1994-1998 A. Merkel)

 

1987 Die UN Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtlandt-Kommission) veröffentlicht den Bericht "Unsere gemeinsame Zukunft" und setzt den Begriff "Nachhaltigkeit" als neuen Standard der Umweltpolitik. 

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenenBedürfnisse nicht befriedigen können.“

 

1989 Fall der Mauer 

Der Umweltschutzgedanke verliert zunächst an Bedeutung

 

1990 Das Wuppertalinstitut wird gegründet

Leitung Ernst Ulrich von Weizsäcker 

Aufgabe „Die Förderung von Maßnahmen und Initiativen zur Sicherung der Klimasituation, zur Verbesserung der Umwelt und zur Energieeinsparung als Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Erkenntnissuche und praktischer Umsetzung“

 

1990 Stromeinspeisungsgesetz 

Es regelte erstmals die Verpflichtung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen, elektrische Energie aus regenerativen Quellen abnehmen und vergüten zu müssen.

Vorläufer des EEG

 

1992  UN Erdgipfel, Rio-Konferenz, Internationale Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Sie gilt als Meilenstein für die globale Integration von Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen. 178 Staaten und 2400 Vertreter von nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) nahmen an der Konferenz teil. Die Agenda 21 wird beschlossen, Leitlinien für das 21.Jh  zur nachhaltigen Entwicklung. Ihre kommunale Umsetzung ist die Lokale Agenda 21, die von den Ländern erarbeitet werden soll.

Es wird außerdem ein Klimarahmenabkommen beschlossen.

Es sah vor, dass vor allem die Industrieländer nach dem Grundsatz der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, menschenverursachte, klimaschädigende Emissionen künftig vorsorglich zu verringern hätten. 

Auf diesen Zielen konnte später das Kyoto-Protokoll aufgebaut werden. 

Die Rahmenkonvention trat 1994  in Kraft.

 

1992

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) wird im Umfeld der Konferenz von Rio de Janeiro von der deutschen Bundesregierung als unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium eingerichtet.

 

1995 Erste UN Klimakonferenz in Berlin

Seitdem jährliche Weltklimakonferenzen

 

1995 Die EU-Kommission greift erstmals eine Gemeinschaftsstrategie zur Minderung der CO2-Emissionen auf

 

1997  3. Weltgipfel in Kyoto

Teilnehmende Industrieländer verpflichteten sich, ihren jährlichen Treibhausgas-Ausstoß innerhalb der sogenannten ersten Verpflichtungsperiode (2008–2012) um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren.

 

Bis Anfang Dezember 2011 haben 191 Staaten sowie die Europäische Union das Kyoto-Protokoll ratifiziert. Die USA lehnen 2001 die Ratifikation des Protokolls ab; Kanada gibt am 13. Dezember 2011 seinen Ausstieg aus dem Abkommen bekannt.

 

1998 Rot-Grüne Regierung unter G. Schröder

Jürgen Trittin wird Grüner Umweltminister

Verhandlung des Atomausstiegs

 

1998  Der Verband europäischer Automobilhersteller (ACEA) verpflichtet sich, den Flottenverbrauch (die durchschnittlichen CO2-Emissionen der verkauften Neuwagen) bis 2008 auf 140 g/km zu senken. 

 

2000  EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz

Vorrang für regenerative Energien 

Vorbild für andere Staaten

 

2001 Nationaler Ethikrat wird gegründet

 

2002

Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 

Die Vertreter der Kommunen erklärten sich nach 10 Jahren nur mittelmäßiger Erfolge der „Lokalen Agenda 21“ in den nächsten zehn Jahren für eine verstärkte Umsetzung der „Agenda 21“-Ziele durch „local action 21“-Kampagnen einzusetzen.

 

2008  Deutscher Ethikrat 

... wird Nachfolger des Nationalen Ethikrats

Unabhängiger Sachverständigenrat, der „die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft verfolgt, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben“.

 

2015   21. Klimakonferenz in Paris

Im Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll einigen sich alle 195 Mitgliedsstaaten darauf, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und den Anstieg möglichst bei 1,5 °C zu kappen.

Ziel ist weiterhin, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts sämtliche globalen Netto-Treibhausgasemissionen komplett zu reduzieren

 

2016

Nach der Agenda 21 aus dem Jahre 1992 folgt die UN „Agenda 2030“.

Das Kernstück der Agenda bildet ein ehrgeiziger Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Sie berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. Die 17 Ziele sind unteilbar und bedingen einander. Ihnen sind fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft.

 

2019 Fridays for Future

Die Schwedin Greta Thunberg startet mit ihren Schulstreiks vor dem schwedischen Parlament eine globale soziale Bewegung, ausgehend von Schülern und Studierenden, welche sich für möglichst umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen einsetzen, um das auf der Weltklimakonferenz in Paris im Weltklimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen noch einhalten zu können. 

 

2019 European Green Deal

Der European Green Deal ist ein von der Europäischen Kommission unter Ursula von der Leyen am 11. Dezember 2019 vorgestelltes Konzept mit dem Ziel, bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren und somit als erster Kontinent klimaneutral zu werden.

 

2019  Am 18. Dezember tritt in Deutschland das Klimaschutzgesetz in Kraft. Es sieht vor, die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 schrittweise zu mindern, dabei um mindestens 55 Prozent bis zum Zieljahr 2030. Langfristig verfolgt die Bundesregierung das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050.

 

2020  Die Corona Pandemie bedroht die Menschheit

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