Von der ISS: Alexander Gersts Nachricht an seine Enkelkinder

„... Im Nachhinein sagen natürlich immer viele Leute, sie hätten davon nichts gewusst. Aber in Wirklichkeit ist es uns Menschen schon sehr klar, dass wir im Moment den Planeten mit Kohlendioxid verpesten. Dass wir das Klima zum Kippen bringen. Dass wir die Meere mit Müll verschmutzen. Dass wir die limitierten Ressourcen viel zu schnell verbrauchen. Und dass wir zum Großteil sinnlose Kriege führen.


Jeder von uns muss sich an die eigene Nase fassen und sich überlegen, wohin das gerade führt. Ich hoffe sehr für Euch, dass wir noch die Kurve kriegen und ein paar Dinge verbessern können. Ich würde mir wünschen, dass wir nicht bei euch als die Generation in Erinnerung bleiben die Eure Lebensgrundlage egoistisch und rücksichtslos zerstört hat.

 

Ich bin mir sicher, dass ihr die Dinge inzwischen sehr viel besser versteht als meine Generation. 


Und wer weiß? Vielleicht lernen wir ja auch noch etwas dazu. Ein Blick von außen hilft, dass dieses zerbrechliche Raumschiff Erde sehr viel kleiner ist als die allermeisten Menschen sich das vorstellen können. Wie zerbrechlich seine Biosphäre ist und wie limitiert seine Ressourcen. Dass es sich lohnt mit seinen Nachbarn gut auszukommen. Dass Träume wertvoller sind als Geld und dass man ihnen eine Chance geben muss. Dass Jungen und Mädchen Dinge genauso gut können, aber dass doch jeder von Euch eine Sache hat, die er besser kann als alle anderen. Dass die einfachen Erklärungen oft die Falschen sind und dass die eigene Sichtweise eigentlich immer unvollständig ist. Dass die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit. Und dass man niemals ganz erwachsen werden soll. Dass Gelegenheiten immer nur einmal kommen. Und dass man für Dinge, die es wert sind auch mal ein Risiko eingehen muss. 


Ein Tag an dem man etwas Neues entdeckt hat, über seinen Horizont hinaus geschaut hat. Ein guter Tag ist." 


- Alexander Gerst an seine Enkelkinder im Dezember 2018